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12.000 meter above ground – melting away into the wild

Costa Rica is calling, the wild, the green nirvana and the life-giving humidity that’s always in the air

„SAG MIR, WAS WILLST DU TUN MIT DEINEM EINEN, WILDEN, KOSTBAREN LEBEN ?“ 

Mary Oliver, Dichterin

Ich kann nicht schlafen. 

Habe die ganze Air-France-Zeremonie mitgemacht. Den Champagner mit dieser unsäglich nonchalant grünen mousse. Dazu frische knackige Salatblätter pur, was für ein Genuss. Dieses Baguette mit schlichter Butter und Salz. Ich trinke normalerweise fast keinen Alkohol, wenn man mich fragt dann sage ich immer der Wahrheit entsprechend und aus meinem grund-glücklichen Herzen heraus: “ich bin sowieso schon den ganzen Tag high“. 

Aber hier oben gibt es Weisswein aus einem kleinen Weingut im Languedoc, das ich kenne und schon einmal besucht habe. Mir schiessen die Tränen in die Augen nach dem ersten Schluck. Dieses besondere Erdige, diese blonde Wärme, dieses heitere, gleichzeitig schwere und salzige Land, das alles türmt sich in mir auf und ich kann nichts dagegen tun. 

Jetzt habe ich noch dieses mitternachtsbraune, leicht angeschmolzene Schokoeis gegessen, dazu einen Schluck Rotwein, was sowieso DIE Kombi ist, und an Schlaf ist nicht zu denken. Ich fliege hier sozusagen zeitlich auf der Stelle. 

Wenn wir nachher in etwa 10 Stunden in San José landen, wird kaum Zeit vergangen sein, und es wird den ganzen Flug über nicht dunkel. Gestern morgen habe ich bei meinen Eltern gefrühstückt. 

Nach dem Essen gleich wollte ich fahren, denn es gab noch viel zu tun vor der Reise. Ich schaue meine Mutter an. Lange. Sie ist irritiert. Sie entscheidet sich erstmal ernst zurückzuschauen, dann wird sie verschmitzt, wundert sich nach einer gefühlten Ewigkeit merklich, dass ich immer noch meine Augen in ihren versenkt habe. Ich denke an Angaanagq, (googelt ihn mal. Ein wunderbarer, großer Schamane, der sein Leben dem Sinn gewidmet hat, das Eis in den Herzen der Menschen zu schmelzen) meine Mutter und ich schauen immer noch. Sie wird verlegen, ich sehe sie. Sie blinzelt. Dann schließt sie ihre Augen. Jetzt kannst du mich nicht mehr sehen sagt sie. Wenn es noch Eis in meinem Herzen gegeben hat, dann ist es in diesem Moment geschmolzen. 

Vor einigen Monaten habe ich bei einem peruanischen Maestro eine Ayahuasca Ceremony gemacht. Mir gegenüber sass eine junge Frau, die am nächsten Morgen beim Sharing berichtet hat, dass sie sich übergeben musste und es sehr schmerzhaft war weil sie das Gefühl hatte, sie hätte Scherben oder Eisplatten erbrochen. Sie bestand  darauf, den Inhalt ihres Eimers persönlich in einer Zeremonie zu begraben und an Mother Earth zurück zu geben. Sie fühlte sich wie neu geboren. Ah ja, habe ich schon erwähnt, dass wir heute Vollmond haben?